Ein Besuch im künftigen Lagerort

von Chirpy / Lisa Savenberg, Adesso / Christine Korner und Amido / Lea Schüpbach

Die Metzgerei heisst hier „Dorfmetzg“, einkehren kann man im Rössli oder im Kreuz und auf selbstgemalten Plakaten am Strassenrand stehen Sprüche wie „18 Jahre Jäggi – Hupen für Glückwünsche“: Escholzmatt im Entlebuch, seit der Fusion mit der Nachbargemeinde offiziell Escholzmatt-Marbach, zählt rund 4’300 Einwohnerinnen und Einwohner. Als nächste Veranstaltungen stehen das Seniorenjassen oder der Wildpflanzenmarkt an, heisst es auf der Homepage. Ein Dorf also wie wir Stadtkinder es uns vorstellen. Dass man sich hier darauf freut, wenn der beschauliche Ort im Sommer mit 2’500 Pfadessen und Pfadern auf fast das Doppelte anwächst, überrascht uns aber.

Niklaus Krummenacher besitzt einen grossen Teil der Lagerplatzfläche.

„Man fühlt sich geehrt, dass Escholzmatt ausgesucht wurde. Viele freuen sich, dass so etwas Einmaliges ausgerechnet bei uns passiert“, meint Bauer Niklaus Krummenacher auf dem Weg vom Stall ins Haus des Hünigerhofs. Eine junge Katze huscht vorbei, Hühner gackern. Niklaus Krummenacher ist Biobauer, er betreibt Milch- und Viehwirtschaft. Im Juli stellt er der Pfadi einen Teil seines Landes zur Verfügung. Neben ihm sind neun weitere Landeigentümer beteiligt, damit sich aus 21 Grundstücken ein mit etwa 14 Fussballfeldern genug grosser Lagerplatz ergibt.

„Viele freuen sich, dass so etwas Einmaliges ausgerechnet bei uns passiert“

Für ein kantonales Pfadilager braucht es nämlich nicht bloss Platz für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, sondern auch für die Helferinnen und Helfer, einen Logistikbereich – und schliesslich auch eine grosse Spielwiese. Zudem darf der Lagerplatz nicht zu weit weg von Luzern und über eine befestigte Strasse direkt erreichbar sein. Es braucht Wasser, Holz oder Strom und sicherheitshalber ein nahegelegenes Spital und Notunterkünfte. Zudem sollte der Platz nicht starkem Wind ausgesetzt oder von Überschwemmungen bedroht sein.

«Manche sagen zwar schon, ihr spinnt ja, dass ihr da mitmacht. Wir haben aber von Anfang an gesagt: ‚Wieso nicht?’ Wahrscheinlich hätten wir es uns aber auch nochmals überlegt, wenn die anderen nicht eingewilligt hätten», erzählt Niklaus Krummenacher, während er uns in der Küche Kaffee einschenkt. Seine Frau ergänzt: «Wenn nur wir mitgemacht hätten, und die anderen Bauern der anliegenden Grundstücken nicht, hätte das kaum etwas gebracht. Wir mussten alle gemeinsam dahinterstehen.»

Hinzu kommt: Die vier Kinder der Familie Krummenacher waren alle im Blauring. Dass die Suche nach einem geeigneten Platz zum Zelten nicht einfach ist, wissen sie deshalb aus nächster Erfahrung. Deshalb schauen sie auch darüber hinweg, dass die Futterwiese für ihre Kühe diesen Sommer während einer wichtigen Zeit belegt ist: „Eigentlich müsste man genau während der Lagerzeit heuen – mindestens einmal, wenn möglich zweimal“,  sagt Niklaus Krummenacher: „Wir hoffen nun, dass wir vorher mähen können und dass während dem Lager schönes Wetter ist. Sonst wird ja alles vertrampelt.“

So leer wird es nicht mehr lange aussehen: Bereits im Juli startet der Aufbau von Lupiter18.

Bei unserem Besuch ist die weite Fläche rund um den Hünigerhof noch leer. Links und rechts rahmen Hügel und Berge das Grün, das Dorf liegt in Sichtweite, imposant ragt der weisse Kirchturm in die Höhe. Kaum vorstellbar, dass hier bald eine Zeltstadt mit fünf Unterlagern entsteht. Dazu ein grosses Zirkuszelt, eine Konzert-Bühne, ein Radiostudio, ein Kiosk und fünf Toilettenanlagen mit Waschstellen und WCs. Insgesamt werden dafür rund acht Kilometer Rundholz verbaut und etwa 2,5 Kilometer Wasserleitungen verlegt.

Hatten die Bauern denn gar keine Bedenken? Die Krummenachers schauen sich an. Es sei schon wichtig, dass der Platz am Ende des Lagers sauber sei. Aber wenn es mal laut würde, störe sie das nicht: „In der Nähe ist ein Schiessstand. Wir sind uns Schiesslärm gewohnt und hören diesen gar nicht mehr“, sagt die Bäuerin und schmunzelt: „Manchmal rufen aufgeregte Nachbarn bei uns an, die wir dann etwas beschwichtigen müssen – das geplante Zelt für die Helfer hat beispielsweise schon etwas zu Reden gegeben. Aber die Jungen sollen ja auch ein Feierabendbier trinken dürfen.“

Viel Besuch für ein kleines Dörfchen: Escholzmatt zählt gut 4300 Einwohner. 

Die Tassen auf dem Tisch sind leer, wir schlendern zurück ins Dorf Escholzmatt, wer uns entgegenkommt, sagt Grüezi.

Auch die Kellnerin in der Bäckerei freut sich auf das Lager, schliesslich werde ihr Geschäft zusammen mit drei weiteren aus der Gegend das Brot für die Pfadis liefern. Das seien schon 100 Kilogramm pro Tag.

Wer bisher nicht direkt mit der Lagerleitung zu tun hatte, den beschäftigt das Lager im Moment aber noch kaum, so auch bei der Kundschaft der Bäckerei: „Das bewegt erst wenn die Bauten stehen“, meint die Kellnerin.